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Vertrauen in mich

  • sveahoehlein
  • 19. Nov. 2024
  • 2 Min. Lesezeit
Eine kurze Berührung. Eine flüchtige Berührung unserer Hände. Das war der Anfang. Der Anfang von einer Kettenreaktion, dessen Ausmaße ich damals weder sehen, noch realisieren konnte. Du hast dir so viel Mühe gegeben. Eine Geste, ein Kompliment, eine Beiläufigkeit.
Heute frage ich mich, ob du da bereits alles Weitere geplant hattest oder ob es sich halt so ergeben hat. Wolltest du uns abfüllen und meine Freundin dann loswerden, oder ergab sich das? Wolltest du mich von Beginn an Verführen und Brechen, oder erst an dem Abend? Hast du deshalb den starken Alkohol ausgesucht, weil wir keine Ahnung hatten oder weil du genau wusstest, wie unsere jungen, unerfahrenen Körper darauf reagieren würden? Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht mehr, wie viel ich an dem Abend getrunken habe. Oder wie lange wir gefeiert haben. Doch ich weiß noch, wie der Alkohol schmeckte, welche Musik du laut mit gröltest und dass es plötzlich so still geworden war. So still, dass ich mich kaum traute, zu atmen oder mich zu bewegen. Es war so dunkel. Doch die Details deiner Wohnung sind noch tief in meinen Erinnerungen verankert. Im Gegensatz zu den Gesprächen des Abends, welche aus meinem Gedächtnis gelöscht sind. Ebenso wie dein Gesicht. Doch manchmal scheint es, als würde ich dich flüchtig sehen. Im Vorbeifahren. Eine Fata Morgana, die mein Herz einen Schlag aussetzen lässt und meine Atmung beschleunigt. Früher hast du mein Herz höher schlagen lassen. Du und mein naives Vertrauen, was ich genauso Verlor, wie die Sicherheit eines „Neins“. In diesen Sekunden drehte sich meine Welt. Die Gerechtigkeit und Schönheit wichen der Hinterhältigkeit und Gewalt. Mein Vertrauen wich Misstrauen und die Naivität musste der Gewissheit weichen, dass mein „Nein“ nichts wert war. Innerhalb weniger Sekunden war ich kein Kind mehr, mein Verstand gebrochen und meine Seele gebrandmarkt. Alles das ist schmerzhaft, doch vielleicht heilbar. Aber du hast das Wichtigste in mir zerstört, was ich nie wiedererlangen werde: Mein Vertrauen in mich selbst. Du hast geschafft, dass ich mir selbst nicht mehr traue. Dass ich mir nicht mehr sicher sein kann, dass ich eine Situation richtig deute, denn du hast mir weis gemacht, das sei normal und ich habe dir geglaubt. 

 
 
 

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