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Leseprobe Glasrausch

  • sveahoehlein
  • 29. Dez. 2024
  • 2 Min. Lesezeit
Ich öffne meine Augen. Meine Augenlider wehren sich gegen das helle Licht, welches unbekannte Schmerzen hervorruft. Mein Schädel dröhnt. Ich versuche mich aufzusetzen und bereue es im selben Moment. Es fühlt sich an, als würden tausend Nadeln in meinen Kopf gestochen. Auch meinen Puls spüre ich im Schädel pochen. Mein Magen dreht sich, zum Glück nicht auch noch das Zimmer. Ich hatte gestern Abend wohl viel zu viel getrunken. Doch ich erinnere mich daran, dass ich nur etwas Wein hatte. Vielleicht war der einfach zu billig gewesen. Ich versuche mich an mehr Details des Abends zu erinnern. Doch statt meiner Erinnerungen ist da nur ein großes, schwarzes Loch. Im letzten Moment, an den ich mich erinnern kann, stand ich noch auf der Terrasse im Garten und machte mir Sorgen um einen Freund. Mir war weder schlecht gewesen, noch hatte sich alles gedreht. Ich hatte auch den Eindruck gehabt, noch klar denken, geradeaus gehen und deutlich sprechen zu können. Doch scheinbar war dies nicht mehr der Fall gewesen und ich hätte mir mehr Sorgen um mich selbst machen sollen. Hinterher ist man immer schlauer.

Ich will mich auf die Seite drehen, doch da liegt bereits jemand. Also drehe ich nur den Kopf, um sehen zu können, wer neben mir liegt. Das verursacht weitere, unsagbare Kopfschmerzen und schlagartig wird mir noch schlechter. Dummerweise kenne ich den Jungen nicht, der neben mir liegt. Dafür scheint er mich umso besser zu kennen, denn er schaut mich mit einem Lächeln an und sagt etwas über einen wunderschönen Abend und meine tollen Augen. Ich höre ihm nur mit halbem Ohr zu und frage mich, was gestern Abend noch passiert war. Hatte ich wirklich im Vollrausch diesen Typen angeschmachtet? Dabei hatte ich das Mädchen, welches gerade den Raum betrat, viel interessanter gefunden. Sie hatte so geheimnisvoll gewirkt und ihr Kleidungsstyl, komplett in schwarz, mit schwarzen Stiefeln und alles verziert mit Nieten, war mir direkt aufgefallen. Um so mehr ich mich bemühe, mich zu erinnern, umso mehr Kopfschmerzen bekomme ich, die es mir unmöglich machen, überhaupt an etwas anderes zu denken, als meinen sich noch immer drehenden Magen. Bei der nächsten Party sollte ich besser nicht wieder so viel trinken. Einen solchen Kater will ich wirklich nicht noch einmal erleben. Mir war zuvor auch nicht bewusst gewesen, wie schnell man einen Blackout bekommt. Oder wie furchtbar es sich anfühlt, nicht zu wissen, was man den Abend über getan oder gesagt hatte. Möglicherweise hatte ich etwas gesagt, was ich bereuen sollte, doch ich wusste es nicht mehr. Zum Glück würde ich die meisten Gäste nie wieder sehen. Irgendwie musste ich den Jungen neben mir loswerden. Mein Freund, der mich zu dieser Party eingeladen hatte, schien glücklicherweise nicht sauer auf mich zu sein. Im Gegenteil, er schien mein Unbehagen gegenüber dem Unbekannten neben mir, äußerst amüsant zu finden. Er grinst mir von der Fensterbank aus zu und zieht dabei eine Augenbraue hoch. Verdammt ist das peinlich. Jegliche Chance, die ich bei ihm gehabt hatte, ist hiermit wohl Vergangenheit. Dabei finde ich ihn doch so süß…
 
 
 

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