Ich stehe am Straßenrand, tanze zur Musik und versuche so viele Kostüme wie möglich zu erkennen. Wie jedes Jahr. Doch in diesem Jahr ist etwas anders. Meine Gedanken schweifen immer wieder ab. Mein Verstand gaukelt mir vor, mit dir hier zu stehen. Deine Hand in meiner, meinen Kopf an deine Schulter gelehnt und dein Parfum in meiner Nase. Ich höre dein Lachen, spüre beinahe deine Nähe. Als wäre es erst 2023, als gäbe es noch ein WIR. Nicht du und ich getrennt durch Zeit und Raum, durch ungesagte Dinge und unterschiedliche Lebensvorstellungen. So als wären wir noch immer glücklich, Arm in Arm und sorgenlos.
Schon die letzten beiden Tage fielen mir schwer. Gestern erst griff ich zum Handy und scrollte durch unseren Chatverlauf. Habe das Glück gesucht, welches mir fehlt. Welches mir fehlt, seit ich in diese fremde Stadt gezogen bin und dich aus meinem Leben ausgeschlossen habe. Es tut mir leid, dass ich dir das angetan, dass ich dich in mein chaotisches, völlig unsortiertes Leben gezogen und dann wieder hinausgestoßen habe. Es tut mir leid, dass ich diese Entscheidung traf, ohne Lebewohl zu sagen.
Deshalb lese ich unsere Nachrichten und klammere mich nur an die guten Zeiten, blende alles andere aus. Erinnere mich an die Abende und Nächte, die von deinem Lachen erfüllt waren und kurz fällt mein Herz darauf herein. Es fühlt das Glück, was ich auf dieser Straße, nur ein Jahr zuvor, empfand. Doch dann erinnert es sich wieder daran, warum du nicht hier bist, warum ich kein Recht habe, dich zu vermissen.
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