Es ist spät, bereits dunkel. Der Tag war anstrengend, das Haus erdrückt mich. Ich greife zum Glas, ein weiterer Schluck. Die Welt verschwimmt vor meinen Augen, mein Kopf kommt nicht mehr hinterher. Kopfhörer auf, Musik laut aufdrehen, ein weiterer Schluck. Eine wohltuende Ruhe macht sich breit, mein Körper entspannt sich. Noch ein Schluck. Meine Gedanken hören auf, sich im Kreis zu drehen, ich tauche ab in eine andere Welt. Das flackernde Licht des Bildschirms ist die einzige Lichtquelle im Raum. Ein weiterer Schluck. Ich mag die Dunkelheit. Sie verhüllt den nächsten Schluck, das nächste Glas, die nächste Flasche. In ihrem Schutz sieht keiner meine Tränen, die mir still über die Wange laufen oder den Schmerz in meinen Augen, die den ganzen Tag ausdruckslos in die Ferne gestarrt haben. Ich existiere, nur für mich, in meiner Welt. Der Wein macht mich träge, aber entspannt mich auch. Er breitet sich in meinem Körper aus und gibt mir die Chance, loszulassen. Die Kontrolle abzugeben, frei zu sein, ohne Schmerz. Ich fühle mich leicht. Das Glas ist leer, ich schenke nochmal nach. Auf dem Bildschirm findet eine Schlacht statt, aus den Kopfhörern dringt Kampfgeschrei. Ich drehe die Lautstärke noch etwas auf und lasse die Kämpfenden und Sterbenden für mich schreien und weinen. Ich unterdrücke meinen Schmerz und meine Tränen, vernebel mir die Sinne und fühle nichts mehr. Nach dem nächsten Glas werde ich wieder dumme Dinge tun, mit Leuten schreiben, die mir nicht gut tun. Ich weiß das, trotzdem trinke ich einen Schluck nach dem anderen und leere das Glas. Es ist mir egal, was passieren wird, ich habe abgeschlossen. Was zählt, sind die Schlucke. Einer nach dem anderen, bis ich nichts mehr kontrollieren kann. Ich verliere meinen Verstand und vor Morgen früh wird er auch nicht wieder einsetzen. Ich schwebe auf einer Wolke aus Alkohol, die Welt versinkt dahinter.
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